Geyerswörthstraße 1 – 96047 Bamberg – Bergstadt – Welterbe
Schloss Geyerswörth
Rathaus Geyerswörth
Die Idee, den ästhetischen Reiz des Wassers für die städtebauliche Wirkung einer Sommerresidenz zu nutzen, war ein Novum in Bamberg. Namensgeber für die Insel zwischen den beiden Flussarmen war eine Familie Geyer aus Nürnberg, die bereits im 14. Jahrhundert hier Gebäude errichten ließ. Bis ins frühe 16. Jahrhundert veräußerten sie ihren Besitz an adelige Bamberger. 1580 erwarb das Hochstift das Areal. Unter Fürstbischof Ernst von Mengersdorf schließlich wurde mit dem Bau einer Sommerresidenz als Alternative zur engen und unmodernen Hofhaltung auf dem Domberg begonnen. Hatten Handwerker wie die Müller oder Gerber aus praktischen Gründen die Nähe zum Fluss gesucht, legten die Baumeister der Sommerresidenz nun ästhetische Maßstäbe an und bezogen das Wasser in ihre Gestaltung ein. Das Renaissanceschloss und sein nach Süden vorgelagerter, aufwendig mit Wasserspielen gestalteter Hofgarten erlangten bald Berühmtheit über die Grenzen des Hochstifts hinaus. Nach Plünderungen durch schwedische Kriegstruppen war die Residenz 1633 unbewohnbar geworden. Erst um 1660 konnte mit der Generalinstandsetzung begonnen werden. Schon kurz darauf verlor Schloss Geyerswörth an Bedeutung, als auf dem Domberg die Neue Residenz gebaut wurde, und vor den Toren der Stadt ab 1678 die Sommerresidenz Seehof entstand. 1740 war Schloss Geyerswörth Sitz des Kaiserlichen Landgerichts, ab 1807 war das Salzamt hier untergebracht und ab 1813 das Appellationsgericht. Seit 1904 ist es im Besitz der Stadt, die es derzeit noch als Sozialrathaus nutzt. Der eindrucksvolle Renaissance-Gartensaal wird für Feierlichkeiten geöffnet. Eine umfassende Sanierung steht an, nach deren Abschluss das Baureferat das Rathaus beziehen wird.
Beim Kernschloss handelt es sich um einen mehrflügeligen zweigeschossigen Renaissancebau mit Walm- und Satteldächern um zwei Hofanlagen, errichtet nach Entwürfen der Baumeister Erasmus Braun und Jörg Wieber. In den Südflügel ist ein fünfstöckiger Turmbau integriert (Bild 2), wohl auf den Resten eines Vorgängerturms der Familie Geyer gebaut. Die Turmhaube mit Laterne wurde Ende des 17. Jahrhunderts aufgesetzt. Im Südwestabschnitt des Schlosses befindet sich der ehemalige Gartensaal mit Kreuzrippengewölbe, dessen Kappen mit reicher Rankenmalerei, Blattwerk und Vögeln verziert sind. Bei den an den Wänden fragmentarisch erhaltenen Fresken handelt es sich um Darstellungen weiblicher Allegorien der Freien Künste, wohl um 1590 von Hans Wolf Bernhardt geschaffen. Über dem Haupttor im Westflügel ist das Wappen von Fürstbischof Ernst von Mengersdorf angebracht (Bild 3). Zum ehemaligen Schlosskomplex gehörten die beiden Gartenpavillons aus dem späten 18. Jahrhundert in der Geyerswörthstraße 3 und die ehemalige Untervogtei Geyerswörthstraße 2.